Freitag morgen fuhren wir los - leider mit zwei Autos, weil in unseren
Kisten zu wenig Platz fürs gesamte Gepäck war - und beobachteten wie der
Himmel mit jedem Kilometer, den wir weiter nach Süden kamen grauer und
trostloser wurde. Je näher wir unserem Ziel Reinsfeld kamen, desto
größer wurde die Gewissheit, dass das Burnsstock Open Air dieses Jahr
wohl nicht ganz so trocken und demzufolge nicht so gut besucht sein
würde wie letztes Mal, als wir dort mit Osh einen sehr guten Auftritt
feiern durften. Ich legte mir jedenfalls schon mal die Wortspiele “RAINsfeld” (siehe oben) und “der Rein(s)fall” für meinen Bericht zurecht…
Vor Ort stellte sich die Situation dann auch als ziemlich trostlos
heraus: Ein leerer Parkplatz, keine Verkaufs- und Fressalienstände wie
letztes Jahr, und ein paar ziemlich gefrustete Gestalten in der
Grillhütte, wo sie vor dem beständig von oben runterströmenden Regen
geschützt waren. Und auch wenn in allgemeinem Aktionismus noch der
Mischpultunterstand gegen den Bierpils eingetauscht wurde, war es dem
Mischer doch kaum zu verdenken, dass er unter diesen Umständen sein Zeug
zusammenpackte und einigermaßen regensicher verstaute - in der
Hoffnung, dass es morgen besser würde. Und ob heute noch was zu machen
wäre??
Als wir von unserem Pizzeriabesuch im Ort zurück waren, stand fest, dass der Tag definitiv ins Wasser fallen würde. Wir nahmen diese nicht besonders überraschende Nachricht ziemlich locker auf, weil uns ja morgen noch ein vom Wetter unabhängiger Gig bevorstand. Dann schlugen wir unter dem ursprünglichen Mischpultunterstand unser Zelt auf und unter den trotzdem ausharrenden Besuchern in und um die Grillhütte die Zeit tot.
Doch irgendwann zwischen zehn und elf fassten die Trompetenpunker von Yakuzi
(neben uns die einzige noch anwesende Band), die Gitarrenboxen und auch
ein Schlagzeug dabei hatten, den Entschluss, auch ohne Mischpult auf
die Bühne zu gehen. Wir taten also unsere Ressourcen zusammen und es
ging doch noch los. Und weil wir nach der sechsköpfigen Partytruppe dran
waren, waren wir durch die Umstände sogar zum Tagesheadliner geworden.
*gg*
Der Auftritt wurde saukalt, der Regen prasselte frontal in die Bühne hinein, direkt auf Birgers und Sönkes Finger, und sogar bis zu mir hinter das Schlagzeug gelangte das kühle Nass von Zeit zu Zeit. Die Leute standen oder saßen die größte Zeit über alle dort, wo sie einigermaßen trocken bleiben konnte, also unterm Bierpilz, an und in der links von der Bühne stehenden Grillhütte und unter dem weit entfernten Fallschirm einiger mutiger Camper - es war also kaum jemand direkt zu sehen. Und der Bühnensound fand natürlich nur rudimentär statt.
Unter diesen Umständen war es ziemlich ungeschickt, unser Set mit einem funky Song zu eröffnen, was dann auch dementsprechend in die Hose ging… Aber insgesamt wurde der Auftritt doch noch sehr lustig und man spürte, dass unter anderen Gesamtbedingungen durchaus richtig Großes zu vollbringen gewesen wäre. Auf alle Fälle geil, dass überhaupt noch etwas gestartet wurde!
Nachher gab es noch bis spät in die Nacht Wandergitarrenentertainment, bei dem Birger seine gesammelten Larifarimusikkenntnisse zum Einsatz bringen konnte.
Nach einer unruhigen Nacht im Zelt - die Planen des
Mischpultunterstandes verursachten einen höllischen Lärm -, waren wir
froh, diesen immer noch ununterbrochen beschütteten Ort verlassen zu
können - und um die Erkenntnis reicher, dass das, was allgemein unter
stinkenden Füßen verstanden wird, für manche Füße eine maßlose
Untertreibung sein kann…
Als nächstes Stand für Das Rote Universum touristisches Sightseeing
auf dem Programm. In der Vulkaneiffel verließen wir die Autobahn auf der
Suche nach vulkanischen Seen oder ähnlichen Naturattraktionen, und
nahmen die plötzlich neben uns auftauchende Burg von Manderscheid in
Augenschein. Schön, dass das Schiefergestein dort auch bei Nässe guten
Halt gibt! Sonst hätte man von den Wanderwegen aus tief rutschen können…
Und überhaupt sehr beeindruckend - für solche Ausflüge nebenbei sollte
man häufiger die Zeit finden.
Obwohl… eigentlich hatten wir die Zeit ja nicht, denn unsere
geplante Ankunft in Ratingen bei Düsseldorf wurde durch einen
unsäglichen Stau über beinahe die gesamte Länge des Kölner Rings Ost
weit nach hinten verschoben. Nur Sönke, der den “richtigen Weg”
verpasste und westlich an der auch verkehrstechnisch offenbar nervigsten
Stadt Deutschlands *g* vorbei fuhr, war einigermaßen zeitig da. Aber
was soll’s - Zeit für Soundcheck blieb ja trotzdem noch genug, also
alles nur halb so wild.
Jaaa… Über den Abend im als Live-Location sehr gut ausgestatteten
Jugendzentrum “Lux” in Ratingen lässt sich nicht so leicht viel
schreiben. Unser Auftritt als Opener vor den wahrmetallischen Dissacred
und den sehr fetten Deathmetalkünstlern von Deviated Presence war
nämlich sehr zufriedenstellend für uns, und da fällt mir meistens nicht
so viel zu schreiben ein…
Hmm, ich nehme einfach mal den Gig auseinander:
Um das Publikum in den Saal zu locken, spacte Birger zunächst ein wenig mit der Gitarre herum, ehe wir das relativ vertrackte “Preview” als Opener brachten. Für eine “Metal Party” wohl unsere beste Option und eine eindeutig bessere Wahl als am Vortag. *g*
Es folgte die Publikumsbeschimpfungsarie “Audio Ergo Sum”, mit der wir überall auf der sicheren Seite zu stehen scheinen :-) und der vielleicht bestgespielte Song des Abends “Universal Funk”, der ebenfalls sehr gut ankam. Ebenfalls ziemlich gut gespielt war dann “100 mi.”, ehe wir mit dem Abschlusssong “Woman Of Splendour” zum Teil etwas hektisch umgingen - aber der war ja noch ganz frisch, und wer merkt das auch schon? ;)
Im Zusammenhang mit unseren überlangen “Ansagen” (wohl eher Unterhaltungen mit dem Publikum) kamen wir so schon auf die für so eine Gelegenheit gerade richtige Setlänge. Im Zugabenteil starteten wir mit unserem kleinen “U can’t touch this”-Jingle fehl und setzten auch gar nicht erst ein zweites Mal an (”Jetzt ist der Witz weg”), ehe wir dann mit einem auf Jimi Hendrix’ “Third Stone From The Sun” basierenden Jam (mit einer Prise “War Of The Worlds” drin) abschlossen, was uns wesentlich besser gelang als auf dem Burnsstock, wo einfach nicht die richtige Improvisationslaune aufkommen wollte. Eine weitere Zugabe musste dann nicht sein, weil Birger bei diesem Stück alle Saiten von seiner Klampfe löst…
Ja, richtig geiler Gig, der uns vielleicht sogar einen Keyboarder beschert hätte, wenn die Entfernung nicht wäre…
Als sehr ungeil blieb uns neben den Staus und dem Wetter vom gesamten
Ausflug eigentlich nur ein extrem fieser Abzockblitzer in Düsseldorf am
nächsten Morgen (danke auch an Stefan, dass wir bei ihm pennen und
duuuschen konnten!) in Erinnerung.
Das musikalische Fazit ist, dass wir mit unserer frischen Band
bereits erstaunlich gut live unterwegs sind und mit unserer Musik
erfreulicherweise auch eine breitere Schicht als mit unserer
Vorgängerkapelle anzusprechen scheinen. Auf jeden Fall sind wir trotz
reichlich anspruchsvoller Passagen wohl leichter zugänglich.
Am meisten Arbeit steht uns noch in punkto Gesang bevor, wo einige Idealstimmen noch gefunden werden wollen und es Sönke und Birger allgemein und mir in einigen Details einfach noch an Routine mangelt. Jene muss ich mir natürlich auch noch am Schlagzeug entwickeln, denn mit der extremen Situation am Freitag war ich schon noch ziemlich überfordert. Aber das kommt ja noch irgendwann - immerhin erwartete mich am Sonntagnachmittag zu Hause im sonnigen Schleswig-Holstein (JA, wir haben fast immer das beste Wetter Deutschlands!!) ein postfrischer Satz Toms im Hausflur… :)
So, das reicht, oder? ;)
Euer Stephan
Setlist Reinsfeld:
- Jingle
- Universal Funk
- 100 mi.
- Audio Ergo Sum
- Preview
- Woman Of Splendour
- 3 1/2th Stone From The Sun
- Jingle
Setlist Ratingen:
- space guitar intro
- Preview
- Audio Ergo Sum
- Universal Funk
- 100 mi.
- Woman Of Splendour
- kein Jingle
- 4th Stone From The Sun
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen