Was haben wir gelacht! Es gab mal Zeiten, lang lang ist’s her, da hätte man sich sicherlich weniger über das amüsiert, was gestern in Neumünster vonstatten ging. Angefangen vom Superlativ “kürzester Auftritt aller Zeiten” (statt der geplanten halben Stunde nur höchstens fünfzehn Minuten) haben wir so etwas noch nicht erlebt.
Ihr kennt typische städtische Straßenfeste: Man stelle sich ein paar Straßen voll mit Naschwagen, Fressbuden und Bierpilzen, dazu Obligatorisches wie der Proll-T-Shirt-Stand, zu “mystischer” Synthiemusik panflötende Indianer, Kinderkarussell und Riesenrad. Alle hundert Meter steht eine Bühne, auf der wahlweise Blasmusik, Country oder Cover gespielt wird, und das ganze nennt man nach dem Hauptsponsor Astrafest, Beckstage oder in diesem Fall “Holstenköste”.
Kehrte man jedoch unweit des Riesenrades in eine Seitengasse ein, erwartete einen eine Besonderheit: eine kleine Bühne ohne Sponsoring, auf der ein volles Rock- und Metalprogramm geboten wurde bzw. geboten werden sollte. Denn so ganz nach Plan lief es nicht…
Als wir ankamen, sah es so aus, als gäbe es noch nicht einmal funktionierende Bühnenmonitore, was sich dann aber doch noch klärte. Trotzdem brauchten wir, als wir am späten Nachmittag - nach einer recht langen Umbaupause, weil es am Schlagzeug ziemlich viel umzubauen gab - loslegten, doch recht viel äh…Fantasie.
Der Stimmung tat dies aber keinen Abbruch. Im Bereich der PSF-Bühne hatten sich mehr - und vor allem am Bühnengeschehen interessiertere - Leute versammelt als an den anderen Bühnen um diese Zeit, und das großenteils langhaarige Volk wusste unser Zeug glücklicherweise zu schätzen. Vor allem unser Arschloch-Lied war wieder einmal der Abräumer, zumindest vor der Bühne. Im Eiscafé nebenan war es dagegen eher der Ausfeger, was den ohnehin vom schlechten Wetter gereizten Besitzer bewog, die Veranstaltung bis 20 Uhr auf Eis (!) zu legen. Also mussten wir schon nach drei (dazu noch ziemlich schnell gespielten) Songs abbrechen und hatten eine laaange ruhige Pause, um abzubauen und - ohne schreien zu müssen - CDs unter die Leute zu bringen.
Was lernen wir daraus? Auf Straßenfesten “Audio Ergo Sum” immer als letztes spielen. - “So das war’s. Viel Spaß noch, ihr Idioten!” *g*
Doch im Ernst - es war wohl ziemlich blöd für die nachfolgenden Bands, die dann ab acht das Ganze mit ebenfalls gekürzten Sets straff über die Bühne bringen mussten. Es ist aber nicht so, dass wir uns ernsthaft schuldig fühlen würden, denn eine Rock- und Metalbühne steht unter diesen Bedingungen ohnehin auf einem wackligen Fundament, allein schon aufgrund des schieren Lautstärkepegels.
Weniger aus Heißhunger, sondern vielmehr aus Prinzip sind wir vor unserer Heimfahrt dann noch von unserem CD-Geld beim Veranstaltungsunterbrecher ein Eis essen gegangen, was diesen sichtlich gewurmt hat. Schon am Eingang baute er sich vor Birger und Sönke auf und frotzelte: “Wollen Sie ein EIS essen?”
Wir waren überrascht. Diese Frage erwartet man an einem solchen Ort nicht.
Nach einem kurzen verbalen Schlagabtausch war unser Begehr geklärt und wir setzten uns - unter Schmunzeln einiger Mitmusiker von draußen - in die hinterste Ecke des Cafés und bestellten uns zwei Spaghetti-Eise und einen Karamelbecher. Von dort aus war zu beobachten, wie der Chef auch weiterhin als sein eigener Türsteher griesgrämig am Geschäftseingang die Besucher kontrollierte. Ich bin ja nun kein ausgemachter Experte des gastronomischen Eishandels, aber wäre es nicht evtl. cleverer, eine Angestellte nach draußen vor die Bühne zu schicken, um dort an den Tischen Karten auszulegen und aus der Situation Profit zu schlagen, als jeden langhaarigen Terroristen abzufangen und in die Fänge der - gerade zur Holstenköste reichlich vorhandenen - Konkurrenz zu treiben?
Naja, wird schon seine Richtigkeit gehabt haben. Ich kenne mich, wie gesagt, in diesem Geschäft nicht aus. Aber immerhin hat es ziemlich gut geschmeckt. :)
Eine Aufnahme vom Auftritt gibt es diesmal leider nicht, weil ich nicht dazu gekommen bin, den MD-Recorder aufzubauen. Aber das ist angesichts der Verspielerquote wohl auch besser so. ;)
In zwei Wochen in Hademarschen spielen wir dann hoffentlich wieder etwas länger und zeigen uns euch musikalisch u.a. mit unserem neuen Stück “A Friend Of Mine Just Killed Me (And She Did It With A Smile)”, das in etwa so lang ist wie unser ganzes gestriges Set, wieder von einer anderen Seite.
Ich hoffe, man sieht sich!
Eis survived Neumünster,
Stephan
Setlist:
- Sonne
- Audio Ergo Sum
- Universal Funk
Und nun noch ein paar Holstenköste-Impressionen…
Vor welcher Bühne ist wohl am meisten los? :-)
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